Neue Aufgaben erhöhen die Anforderungen stetig. Die wachsende Terrorgefahr ist sicher eine der größten Herausforderungen. Darin sind sich die Leitung der Polizeidirektion Main-Kinzig und Dr. Sascha Raabe einig. Der SPD-Bundestagsabgeordnete informierte sich bei einem Gespräch mit Hans Günter Knapp (Leiter der Polizeidirektion Main-Kinzig), dessen Stellvertreter Torsten Krückemeier und Jens Peter Thiemel (Leiter der Kriminalpolizei Main-Kinzig). Die Polizei leistet bei uns eine hervorragende Arbeit. Ermittlungen werden allerdings manchmal durch Gesetzeslücken erschwert. Genauso wie das Anschauen von Kinderpornographie im Internet sollte meiner Meinung nach deshalb auch strafbar werden, wer sich ohne berechtigtes Interesse Hinrichtungs- und Propagandavideos der Terrororganisation "Islamischer Staat" anschaut. Dann hätten unsere Sicherheitsbehörden auch bessere Möglichkeiten bei Hinweisen auf eine Radikalisierung Ermittlungen einzuleiten und Durchsuchungen vorzunehmen. Wir müssen alles unter-nehmen, damit junge Menschen sich nicht durch das Internet radikalisieren, bilanzierte Raabe das Treffen im siebten Stock des Polizeihochhauses am Freiheitsplatz Hanau.
Der Bürger weiß es zu schätzen, wenn die Polizei wie zuletzt bei der Wilhelmsbader Sommernacht mehr Präsenz zeigt, lobte Raabe. Nichtsdestotrotz müsse die Personalstärke nicht nur angesichts der immens hohen Überstundenzahl, sondern auch auf-grund neuer Aufgabenfelder wie Terrorismus und Internetkriminalität aufgestockt werden. Von der aktuellen Einstellungsoffensive des Landes Hessen müssten auch die sieben Polizeistationen im Main-Kinzig-Kreis profitieren, unterstützt Raabe die Forderung des designierten SPD-Landratskandidaten Thorsten Stolz.
Die Polizei betreibt einen hohen Aufwand, auch den technischen Entwicklungen in der Gesellschaft zu folgen, erläuterte Knapp. Social-Media-Kanäle wie Facebook und Twitter oder das Sichten von umfangreichem Beweismaterial wie beispielsweise nach der Silvesternacht in Köln, als allein 350 Stunden Videomaterial von Zeugen eingesandt wurden, erfordern viel Personal und eine stete Fortbildung der Beamten. Mit der Einrichtung des IT-Kommissariats ZK 50 in Offenbach habe man bereits reagiert. Aber auch in Hanau seien Dezernate wie Sitte und Betrug zur Analyse von Quellen und bei Ermittlungen in Strafsachen stetig in den digitalen Medien unterwegs.
Sehr gute Noten verteilt die Polizei der Flüchtlingsarbeit in Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis. Kreis und Stadt machen das vorbildlich, lobte Knapp. Die Konsequenz: Wir haben erstaunlich wenig Probleme und müssen auch in den großen Unterkünften in Hanau-Wolfgang relativ selten aktiv werden. Und dabei geht es meist nur um interne Streitereien oder die Folgen von Alkoholmissbrauch, bilanzierte Knapp.
Eine weitere wichtige Erkenntnis: Die Realität läuft der öffentlichen Wahrnehmung entgegen. Das Leben im Main-Kinzig-Kreis ist nicht brutaler, krimineller geworden. Die Zahl der Straftaten ist langjährig rückläufig. Allerdings stagniere die Zahl der Wohnungseinbrüche seit vier bis fünf Jahren und steige auch temporär an. Wir haben einen gewissen Anteil überregionaler Täter, die quer durch Deutschland touren, was die Ermittlungsarbeit erschwert. Der Großteil sind aber örtliche Täter, die uns, salopp gesagt, irgendwann über die Füße laufen oder die wir aufgrund von Hinweisen oder eigenen Ermittlungen dingfest machen können, erklärte Kripo-Chef Thiemel.
Die Polizei appelliert an die Bürger, ihr Eigentum besser zu schützen. Das sei schon mit verhältnismäßig leichten Mitteln möglich. Tipps gibt Stefan Adelmann von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Hanau (06181-100233/E-Mail stefan.adelmann@nullpolizei.hessen.de) kostenlos und auf Wunsch auch vor Ort. Denn die Hochsaison der Einbrecherbanden beginnt in wenigen Monaten. Im Winter ist zwischen 17 und 20 Uhr die klassische Einbruchszeit. Dann geschehen rund 80 Prozent der Taten, weil es schon dunkel ist, die Leute aber noch auf der Arbeit sind und deshalb im Haus noch kein Licht brennt, mahnte Kripo-Chef Thiemel.