Sprachkurse vom ersten Tag an unabhängig vom Status

Die aktuelle Lage auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt im Main-Kinzig-Kreis stand im Mittelpunkt des „Antrittsbesuches“ des Bun-destagsabgeordneten Dr. Sascha Raabe bei Heike Hengster, der neuen Geschäftsführerin der Hanauer Dependance der Bundesagentur für Arbeit (BA). Im Vordergrund ging es in dem Gespräch um die möglichst schnelle Integration der vielen Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. Hengster und Raabe zeigten sich einig, dass es wichtig ist, den Flüchtlingen unabhängig von ihrem Status vom ersten Tag an Zugang zu Sprachkursen zu ermöglichen. „Ohne Deutsch ist eine Qualifikation, geschweige denn eine Integration in den Arbeitsmarkt, kaum möglich“, bilanzierte Raabe.

„Die Arbeitgeber im Main-Kinzig-Kreis bieten für Flüchtlinge überwiegend Praktika an, weil für eine Festanstellung Deutsch sowie ein gesicherter Aufenthaltsstatus gefordert wird“, sagte Hengster, die als erste Frau an der Spitze der Hanauer Agentur für Arbeit steht. Die Zuwanderer seien alle sehr motiviert. Allein 1162 Flüchtlinge hätten an den von der Agentur für Arbeit bis Ende 2015 angebotenen Sprachkursen teilgenommen und dabei, so Hengster, „gut und schnell gelernt“. „Bildung ist elementar: Was immer Flüchtlinge an Wissen, Praktika und Arbeitserfahrung erlangen, ist in jedem Fall nützlich – falls sie hier einen Job finden oder eines Tages in ihre Heimat zurückkehren. Denn im letzteren Fall können sie die hier erworbenen Fähigkeiten in ihren Herkunftsländern nutzen, was aus entwicklungspolitischer Sicht sehr wertvoll wäre", sagte Raabe.

Der SPD-Politiker erhielt bei seinem Besuch in den Büros am Hanauer Hauptbahnhof auch wichtige Ideen und Anregungen für seine Arbeit in Berlin. So wies Hengster darauf hin, dass der Datenaustausch zwischen Ausländerbehörde, Jobcenter und der Agentur für Arbeit erst mit Inkrafttreten des § 18 AZRG zum 1.02.16 ein Austausch erlaubt sein wird – allerdings aufgrund unterschiedlicher EDV-Programme und Vorschriften noch nicht automatisiert erfolgen kann. „Wir haben deshalb keine Adressen der Menschen, und können sie nicht so schnell wie nötig einladen, um mit ihnen ihren Weg in Arbeit und Ausbildung zu erarbeiten.“

In Hanau habe man deshalb ehrenamtliche Integrationshelfer gebeten die Agentur für Arbeit über Flüchtlinge informieren, die die Kriterien für die Aufnahme in den Arbeitsmarkt erfüllen. „Es ist problematisch, dass Monate bis zur Registrierung der Menschen vergehen und es dann noch einmal eine dreimonatige Sperrfrist bis zur Arbeitserlaubnis gibt. Dabei brennen die meisten darauf, sofort zu arbeiten, auch um etwas zurückzugeben für die Hilfe, die sie in Deutschland erhalten haben“, bilanzierte Raabe.